2010: Gesundheit und Migration

Grußwort der Minister

Bei nahezu 17 Prozent der saarländischen Bevölkerung liegen die Wurzeln ihrer Herkunft in anderen Ländern und Kontinenten.

Obwohl viele von ihnen in unserer Gesellschaft integriert sind, gibt es aber immer noch gesellschaftliche Bereiche, in denen ihre Teilhabe- und Teilnahmemöglichkeiten nicht im erforderlichen Umfang gewährleistet sind. Dies gilt insbesondere für den Zugang zur Gesundheitsversorgung. Neben sprachlichen Problemen sind es oft kulturell und sozialisationsbedingte Unterschiede, die dies erschweren.

Neuere bundesweite Studien belegen dies. Insbesondere Angebote der Prävention und der Gesundheitsförderung werden immer noch seltener von Menschen mit Migrationshintergrund in Anspruch genommen als von denen ohne Migrationshintergrund.

Laut eines Berichtes des Robert Koch Institutes zur Migration und Gesundheit aus dem Jahr 2008 können Menschen mit Migrationshintergrund durch die Umstände ihrer Migration und ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen, jedoch weisen sie nicht mehr Krankheiten auf als Menschen ohne Migrationshintergrund.

Vorwort

„Gesundheit“ wünschen wir einander zu vielen Gelegenheiten

In Meyers Lexikon wird der Begriff Gesundheit definiert als das „normale (bzw. nicht krankhafte) Befinden, Aussehen und Verhalten sowie das Fehlen von der Norm abweichender und laboratoriumsmedizinischer Befunde“. Nach dem Postulat der WHO ist Gesundheit ein „Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheiten und Gebrechen“.

In allen Kulturen gehört Gesundheit zu den höchsten und wichtigsten Gütern. Ist aber auch das Verständnis von Gesundheit in allen Kulturen das gleiche oder wird sie je nach kulturellen Bedingungen anders interpretiert? Die Wahrnehmung von Krankheit und Gesundheit ist individuell unterschiedlich. Sie steht auch oft in Zusammenhang mit Alter, sozialem Umfeld, Bildungsstand und anderen Parametern. In Deutschland leben zurzeit mehr als 15 Millionen Menschen mit einem anderen kulturellen Hintergrund. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt knapp 19 Prozent. Haben diese Menschen ein anderes Konzept von Gesundheit? Sind sie oder fühlen sie sich öfter krank als Menschen ohne Migrationserfahrung? Wie gehen sie mit „Krankheit“ um? Haben sie den Zugang zum Gesundheitssystem in Deutschland gefunden oder verstehen sie das System als „Krankheitsbehandlungssystem“? Wie nehmen sie die Gesundheitsaufklärung und sonstige präventive Maßnahmen in Anspruch? Gibt es flucht- oder sonstige migrationsbedingte Krankheitsursachen? Wie steht es zum Beispiel um die seelische Gesundheit von vor allem jungen Menschen, die in Konflikt geraten zwischen ihrer hier angepassten Lebensweise und der kulturell geprägten Lebensvorstellung ihrer Eltern?

Projekt
Medizinische Prävention und Gesundheitsförderung in Kindergärten und Schulen
Termine werden bekannt gegeben
Kindergärten und Schulen im Saarland

 

Die Gesundheit und das Wohlbefinden von jungen Menschen verdienen Schutz und Förderung.

Kinder und Jugendliche wachsen heutzutage unter sich schnell wandelnden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (z.B. andere Familienstrukturen, Arbeitslosigkeit, Armut, Reizüberflutung, Leistungsdruck) auf und reagieren mehr oder weniger sensibel auf diese, wobei chronische Krankheiten wie Asthma, Allergien, Veränderungen der Wirbelsäule, Essstörungen oder psychosomatische Erkrankungen sowie Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten im Vordergrund stehen.

Das Gesundheitsverhalten wird im Wesentlichen während der ersten Lebensjahre erlernt; früh erworbene Risiken können sich nachhaltig und nachteilig auf die Gesundheit im späteren Leben auswirken. Nicht alle jungen Menschen werden vom Gesundheitssystem erreicht, so dass behandlungsbedürftige Auffälligkeiten unentdeckt und bestehende Angebote ungenutzt bleiben. Um eine ausreichende und gerechte Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, müssen verschiedene Stellen zusammenarbeiten.

Film / Gesprächsrunde
„Swetlana“
(Deutschland 1999) von Tamara Staudt
Donnerstag, 25. November 2010, 19.00 Uhr
Kino 8½
Nauwieserstraße 19, 66111 Saarbrücken

„Swetlana“ ist ein Film über die Suche nach Heimat, Liebe, Freundschaft und das Erwachsenwerden.

Die 16-jährige Swetlana zog mit ihren Eltern von Kasachstan nach Duisburg. Die fremde Umgebung in Deutschland, die Vorurteile, die Ablehnung der anderen sind geblieben: "Faschisten" schimpfte man sie in Kasachstan, "Russkis" heißt es jetzt in Deutschland.

Vortrag / Gesprächsrunde
Kulturelle Einflüsse auf die seelische Gesundheit:

Psychosomatische Aspekte bei Migrantinnen
Im Rahmen des Frauen-Themen-Monats
Freitag, 19. November 2010, 19.00 Uhr

Aula des cts-Schulzentrums St. Hildegard
Rußhütterstraße 8a, 66113 Saarbrücken

Kultursensibilität, interkulturelle therapeutische Kompetenz und interkulturelle Kommunikation sind Schlüsselqualifikationen, die in der Psychologie und Psychotherapie größere Beachtung finden sollten. Interkulturelle Öffnung der psychosozialen Einrichtungen gilt als anzustrebendes Ziel und sollte in Bezug auf Fragen der psychologischen Gesundheitsversorgung in Zuwanderungsgesellschaften diskutiert werden.

Vorträge / Gesprächsrunde
Gleich, aber anders
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in der Medizin
Samstag, 13. November 2010,10.00 Uhr - 14.00 Uhr
Festsaal im Saarbrücker Schloss des Regionalverbands Saarbrücken,
Am Schlossplatz 1, 66119 Saarbrücken

Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland wird in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter steigen, so der Bericht des statistischen Bundesamts in Wiesbaden Ende Januar 2010. Im Jahr 2008 hatte fast jede/r fünfte Bürger/in der Bundesrepublik Deutschland (19 %) einen Migrationshintergrund, diese Personen sind entweder selbst zugewandert oder Kinder und Enkel von Zugewanderten.

Junge Menschen, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, sind gleichermaßen von Erkrankungen betroffen, haben aber individuell unterschiedliche Bedürfnisse und Anliegen.

Die Wahrnehmung von Krankheit und Gesundheit und der Umgang mit Krankheit sind kulturell und individuell unterschiedlich und hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab.

Kabarett
„Leidkultur“ – Kabarett Oriental von und mit Kerim Pamuk
Freitag, 22. Oktober 2010, 20.00 Uhr
Das kleine Theater, Ratskeller im Rathaus St. Johann,
Eingang Betzenstraße (Unter den Arkaden), Rathausplatz,
66111 Saarbrücken

In seinem dritten Soloprogramm geht Kerim Pamuk dahin, wo es weh tut. Geprägt durch anatolischen Weltschmerz, gepeinigt vom deutschen Grundjammer, durchsiebt er das Leben nach großartigen Momenten des Leidens. Wir sind Papst, haben Hotlinehilfe, Onlinesupport, eine Navi im Auto und die Latte im Kaffee – trotzdem ist heutzutage nichts leicht und alles Wissenschaft. Selbst das Kinderkriegen stellt uns vor unlösbare Fragen: Babyblues oder Stilldemenz? Krabbel- oder Therapiegruppe? Beschneidung oder Konfirmation? Elternzeit oder doch gleich Altersteilzeit? Wir Deutschen haben es schwer oder musste sich je ein Sudanese fragen, welcher Wellnesstyp er ist? Ich leide, also bin ich. Ein Abend zum Schreien & Lachen.

Regie: Martin Maria Blau

Film / Gesprächsrunde
„Ayla“ von Su Turhan
(Deutschland, 2009) von Su Turhan
Im Rahmen der Interkulturellen Woche
Mittwoch, 29. September 2010, 20.00 Uhr
Filmhaus Saarbrücken, Mainzer Straße 8,
66111 Saarbrücken

In diesem Liebesfilm begegnen wir der attraktiven 25-jährigen Ayla, die abseits und tief verletzt von ihrer türkischen Familie, ein selbstauferlegtes Doppelleben in München führt: Tagsüber arbeitet sie als Erzieherin in einem Kindergarten, nachts jobbt sie als aufreizende Garderobiere in einem Club. Sie schätzt die Freiheit, die ihr das Single-Dasein bietet, sehnt sich aber gleichwohl nach Nähe und Geborgenheit.

Konzert „Café“
Höfische Musik aus Orient und Okzident – Im Klang ihrer Zeit
Pera Ensemble Istanbul
Im Rahmen der Interkulturellen Woche
Freitag, 10. September 2010, 19:30 Uhr
Gebläsehalle am Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Ein Istanbuler Stadtteil, in dem sich seit der Antike bis heute Menschen verschiedener Herkunft, Religionen und Kulturen treffen, stand Pate bei der Namensgebung des Ensembles. Die Musiker aus Deutschland und der Türkei verfügen über vielfältige Erfahrungen in international renommierten Formationen wie Sarband, Concerto Köln, The English Concert, Akademie für Alte Musik Berlin, Hesperion XXI und dem türkischen Staatsensemble für klassische Musik. „So emanzipiert musizierten Orient und Okzident noch nie miteinander“ und mit „sensationell noch unterbewertet“ urteilte die Presse über die multinationale Formation. Pera bereitet die Klangwelten des Orients und des Okzidents zu einer sinnlichen Mischung für den Konzertsaal auf. Aufregend anders an der Formation ist, dass die europäische und osmanische Kunstmusik nicht nebeneinander auf dem Podium präsentiert werden, sondern eine neue, gemeinsame Klangkultur angestrebt wird.

Vortrag / Gesprächsrunde
Psychosoziale Gesundheit und Migration
Donnerstag, 24. Juni 2010, 19.00 Uhr
Kongresszentrum, SHG-Kliniken Völklingen, Pasteurstraße 11 a,
66333 Völklingen

Migration bringt für die betroffenen Personen, ihre Familien, die Herkunfts- aber auch die Einwanderungsländer einschneidende Veränderungen mit sich. Die Lebensgeschichte und Hintergründe dieser Menschen sind derart heterogen, dass keineswegs von einer gemeinsamen Erfahrung oder einem vergleichbaren Prozess bei dem Wechsel in das neue kulturelle Umfeld ausgegangen werden kann. Daher sind keine spezifischen Prägnanztypen psychischer Reaktionen und Störungen auf die Migrationserfahrung zu erwarten.

Musikalische Lesung
„umweht, umbraust, zerzaust von Luft“
Von Luft, Wind und Wetter – das Thema der Akademie für junge Forscher
Im Rahmen der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse 2010
Dienstag, 01. Juni 2010, 11.00 Uhr
Saarbrücker Schloss des Regionalverbands Saarbrücken
Am Schlossplatz 1, 66119 Saarbrücken

Luft ist eines der vier mythischen Elemente und Teil der Schöpfung, so berichten es alte Überlieferungen. In den Lüften schweben und wohnen geheimnisvolle, magische Wesen, menschenähnlich, göttergleich, sanfte und zornige Luftgeister. Von ihnen erzählen Märchen, Mythen und Legenden.

Der Schauspieler Volker Girbig nimmt Eltern und Kinder ab sechs Jahren mit in dieses geheimnisvolle Luftmeer.

Musikalische Begleitung: Dédé Mazietele

Ehrengast: Dr. Simone Peter, Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr und Schirmherrin der Akademie für junge Forscher

Lesung
Märchen erzählen und Märchen spielen mit Ibou Ibrahima Ndiaye
Im Rahmen der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse 2010
Sonntag, 30. Mai 2010, 13.00 - 14.00 Uhr und 15.00 - 16.00 Uhr
Saarbrücker Schloss des Regionalverbands Saarbrücken
Am Schlossplatz 1, 66119 Saarbrücken

Einzigartig versteht es Ibou Ibrahima Ndiaye, sein Publikum – Klein und Groß – mit einer angenehmen Mischung aus traditioneller Erzählkunst, Pantomime, Percussion, Tanz und Gesang zu begeistern. Der gebürtige Senegalese ist mittlerweile ein international anerkannter und einer der gefragtesten Geschichtenerzähler Deutschlands. Er lebt und pflegt die mündliche Erzählkunst im traditionellen senegalesischen Stil. Seine Geschichten handeln von den Menschen, vom Leben und der Kultur in seinem Heimatland und bauen Brücken zwischen Europa und Afrika.

Europäische Kinder- und Jugendbuchmesse mit Stand und Lesungen
29. Mai - 02. Juni 2010, täglich 10.00 - 18.00 Uhr, sonntags 10.00 - 17.00 Uhr
Saarbrücker Schloss des Regionalverbands Saarbrücken
Altes Rathaus, Schlossplatz 2, 66119 Saarbrücken

Einen Höhepunkt des literarischen Jahres bildet die jährlich stattfindende Europäische Kinder- und Jugendbuchmesse in Saarbrücken, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feiert. Sie ist Deutschlands besondere Messe, einmalig und mit grenzenlosem Charme.

Die Messe präsentiert und informiert umfassend über Neuerscheinungen internationaler Verlage sowie aktuelle und innovative Trends auf dem deutschsprachigen und europäischen Jugendbuchmarkt. Spannend gestaltet sie sich zudem durch den direkten Kontakt zu Autoren, Illustratoren und Comiczeichnern. Viele Aktionen laden Groß und Klein ein zum Lesen, Hören, Sehen und Staunen. Impulsateliers geben Erzieherinnen und Erziehern, Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern methodische Tipps und Anregungen für ihre Arbeit.

Da gerade die Kleinsten große Neugier und enormen Wissenshunger mitbringen, bietet die Messe qualitativ hochwertige Bücher speziell für die Arbeit mit Kleinkindern.

Auftaktveranstaltung
Gesundheit und Migration
Donnerstag, 22. April 2010, 19.00 Uhr
Landtag des Saarlandes
Franz-Josef-Röder-Straße 7, 66119 Saarbrücken

Mit der Veranstaltungsreihe Gesundheit und Migration möchte Ramesch e.V. im Rahmen der derzeitigen Gesundheitsdebatte auf vielfältige soziokulturelle Gesichtspunkte aufmerksam machen, damit Chancen und Probleme kultureller Vielfalt im Gesundheitswesen differenzierter wahrgenommen und somit besser eingeschätzt werden können. In diesem Zusammenhang sollten Aspekte wie Hindernisse beim Zugang zum deutschen Gesundheitssystem, Risiken von Mangel- und Fehlversorgung, Fragen nach spezifischen Krankheitsbildern, Bedeutung kultureller Differenzen im Verhältnis zwischen Arzt und Patienten, Umgang mit unreflektierten Stereotypen, Möglichkeiten der Überwindung von Kommunikationsschwierigkeiten, Notwendigkeit von Kenntnissen von Ärzten und Pflegepersonal über die Alltagskultur der Patienten berücksichtigt werden. Ein offener Diskurs und interkulturelle Kompetenz könnten dauerhaft einen Beitrag zur Reduzierung ungleicher Chancen in unserem Gesundheitssystem leisten und nicht zuletzt auch unnötige medizinische Ausgaben aufgrund von Versorgungsmängeln und Fehldiagnosen begrenzen und somit kostensparend wirken.